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anzudeuten, zu markieren, ja zu singen, um ihm den Auftrieb zu geben.

Er sang, probierte, wiederholte wieder und wieder, ohne Schonung für sie, für sich, dachte nicht an ihren Schlaf, an seinen Schlaf, sah nur die grosse, nie wiederkehrende Gelegenheit, die er ausbeuten musste. Schob alles andere weit von sich, verbannte es aus Kopf und Gemüt, rief:

„War’s so besser? Nein? Also nochmal.“ Und wieder fragte er: „Hat er das besser gesungen?“

Sie wusste, Baras Stimme war edler, geschulter, kultivierter gewesen. Heises Tenor war jugendlicher, brisenhafter, natürlicher. Doch sie wehrte, von Geisterfurcht umstrickt, angstvoll ab:

„Wir wollen nicht vergleichen! Es war gut diesmal.“

„Weiter! Weiter!“

Die Nacht schritt voran. Da pochte es empört an die Tür. Die Biederfrau zitterte:

„Aber meine Herrschaften, wo denken Sie hin! Es ist halb zwei. Meine Gäste wollen doch schlafen.“

Heise flehte: „Liebe, einzige, beste Frau Biedermann, drücken Sie einmal beide Ohren zu. Bitten Sie Ihre Gäste, dem Glück zweier Menschen einmal eine Nacht zu opfern. Es geht um mein Leben. Ich soll morgen eine grosse Rolle übernehmen.

Die Biederfrau sah betroffen zu dem fiebernden

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/117&oldid=- (Version vom 31.7.2018)