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zumal man wusste, dass seine Sache hoffnungslos stand, dass er wahrscheinlich würde sterben müssen, sterben wie ein Held für den Ruhm.

Die Frauen Berlins berührte zunächst nur das Opernhafte des Falles, das Theatralische. Die handelnden Personen, die Stätte der Tat, Ruhm und Ehrgeiz waren für sie etwas zu Abstraktes, zu Wesenloses, zu Unpersönliches. Man starb, man tötete einst, – heute schon lange nicht mehr, – für eine Frau, für eine Liebe. Das hätten sie begriffen. Das hätte sie erschüttert. Das hätte diesem überspannten Schwärmer ihre Teilnahme geworben. So aber war er in ihren Augen nur ein Dummkopf, der für etwas Lebloses, Unwirkliches, für einen Traum sein Leben hingab.

Da trat die Wandlung ein. Da wurde dieser Mordprozess zu einer Liebesangelegenheit. Zu einem spannenden Drama des Herzens. Er riss die Neugier, die Sehnsucht der Frauen an sich.

Man fand einen Brief, einen parfümierten Brief auf violettem Papier einer Dame. Sowie Parfum hineinduftete und Frauenhände hineingriffen, war der Prozess zu einer Frauensache geworden.

Es war das Parfum Fatma Nansens.

Sie hatte an dem Premierenabend durch ihre erschütternde Darstellung der Donna Felipa ihren Ruhm in Berlin begründet. Jetzt erfuhr man, dass sie die grösste Sängerin Schwedens und seit Jahren[1] einer der leuchtendsten Sterne der Metropolitan Opera in New York war.


  1. Vorlage: Jaren
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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/135&oldid=- (Version vom 23.8.2020)