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unromantischen, egoistischen Zeit, die Stellung, Karriere, alles opfern für eine schutzlose Frau, – nur weil sie eine schutzlose Frau ist. Sie haben es getan. Sie haben viel verloren, aber vielleicht, mein Freund, auch viel gewonnen. Ich danke Ihnen aus zertretenem Herzen, das wieder zu schlagen und sich aufzurichten wagt, weil noch Männer leben wie Sie. Wann darf ich Ihren Besuch erwarten, um Ihnen in lebendigen warmen Worten für Ihre selbstvergessenen Ritterlichkeit zu danken?

Ihre glaubensfreudige
Ihre glaFatma Nansen."

Der Richter federte empor von seinem Amtssessel. Jetzt hielt er den Schlüssel zu diesem geheimnisvollen Falle in Händen. Also – das war die Lösung des Rätsels! Für eine Frau – für diese Frau, hatte Heise gemordet? Vielleicht auf ihre Anstiftung hin. „Ich danke Ihnen für Ihre Tat,“ schrieb die Frau. Hm! Also hatte er nicht aus Ehrgeiz gemordet!!

Er zitierte Fatma Nansen diskret und dringend nach Moabit. Es war ein Kinderspiel für die tief erschütterte, über diesen Mord fassungslose Frau, zu beweisen, dass sie den Brief im Hotel zur Beförderung aufgegeben hatte zu einer Zeit, zu der ausser dem Täter keiner von dem Mord wusste, noch wissen konnte. Nein, ihre Worte bezogen sich nicht auf den Mord. Das ging doch schon aus der Einladung zum Besuch hervor. Sie berichtete bleich und zerrissen und betroffen von dem Tod des Mannes, den sie bis zu seiner rohen Tat geliebt hatte, von Baras Untreue –

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/137&oldid=- (Version vom 31.7.2018)