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„Mit wem er Sie betrogen hat, wissen Sie wohl nicht?“

„Nein.“ Ihre Stimme versagte.

„Bitte erzählen Sie weiter.“

Sie berichtete die Erlebnisse im Bühnengang am Abend der Premiere. Und dass sie dann zu der Überzeugung gekommen war, dass Heise aus – Liebe, sagte sie ganz leise, zu ihr Bara angegriffen hatte. Die Ausdrücke des Briefes „Heldentat,“ „Rächer,“ „gezüchtigt“ betrafen nur jenen ersten Angriff Heises auf Bara.

Der Richter sagte sich betreten, dass er auf falscher Fährte gejagt hatte. Diese Frau war weder Mittäterin noch Mitwisserin, noch Anstifterin. Keine Rede davon. Aber nun war doch etwas mehr Licht in das mysteriöse Dunkel der Tat gefallen. Um sich eine Vermutung bekräftigen zu lassen, fragte er:

„Glauben Sie, gnädige Frau, halten Sie es für möglich, dass Heise Ihretwegen Bara getötet hat?“

„Ich bin davon überzeugt wie von meinem Leben, Herr Richter,“ erwiderte schmerzlich die betörte Frau.

Als sie zuerst von dem Mord gehört hatte, war sie völlig gelähmt vor Entsetzen und Schreck und Mitgefühl. Ein letzter Rest von Liebe lebte noch in ihrem Hass gegen Bara. Sein Tod hätte sie vielleicht mit ihm versöhnt, wenn ihr Gefühl nicht völlig beherrscht gewesen wäre – von seinem Mörder. Dieser Mann hatte für sie gemordet! Davon war sie unter seelischen Schauern blind überzeugt. Sie glaubte es in selbstsüchtiger

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/138&oldid=- (Version vom 31.7.2018)