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wieder der würgende Gedanke, dass er hatte proben können, obwohl er wusste, dass Bara soeben getötet worden war. Erfolgsvernarrtheit, suchte sie zu entschuldigen. Er hat es doch für mich getan, dieses Proben, setzte sie in Gedanken rasch hinzu.

Der grausige Verdacht war in ihr aufgestiegen, dass er vielleicht doch getötet hatte, um die Rolle zu erhalten, für sie, um ihr, wie er immer sagte, ebenbürtig zu werden. – –

Sie blieb mitten auf der Friedrichstrasse sehen. Sie konnte nicht weitergehen. Ob er nicht vielleicht doch in seiner Erfolgsbesessenheit fähig war – zu töten? Sie ging in ein Haustor und musste sich an die Mauer lehnen. Der Zweifel nahm ihr alle Kraft. Was wusste sie im Grunde von diesem Mann? Seit drei Tagen kannte sie ihn. So gut wie nichts wusste sie von ihm. Im Grunde nichts. Sie wunderte sich jetzt über ihre rasche Liebe zu ihm. Ja, wenn sie ehrlich war vor sich, als sie vorhin dem Rechtsanwalt gesagt hatte, sie liebe ihn, war ein Stocken in ihr gewesen. Ein Zögern. Liebte sie ihn wirklich noch? Dieses Schwanken hatte mit dem Mordverdacht nichts zu tun, das wusste sie genau. Gestern Nacht, als ihre Seele noch nicht an die Möglichkeit eines Mordes gedacht hatte, war er ihr schon ganz fremd geworden. Ein Mann war da in ihrem Zimmer gewesen, zu dem sie keinen Weg mehr fand, der nicht mehr ihres Wesens war. Ein Mann, der sie gegen ihr Gefühl und ihren Willen zur Hilfeleistung gepresst hatte.

Er war auch völlig verwandelt gewesen. Gerade das an ihm, das sie zu ihm hingezogen hatte, dieses Herbe, Zurückhaltende, Verschlossene,

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/144&oldid=- (Version vom 31.7.2018)