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2.

Das Ensemble des „Columbus“ war, wie alle Spielgemeinschaften Berlins, nur zur Aufführung dieser Opernrevue zusammengestellt worden. Aus allen Ecken und Enden der Berliner Theaterwelt waren die Mitglieder herangezogen worden, waren einander bis auf die wenigen Solodarsteller, die schon früher miteinander gespielt hatten, unbekannt und fremd und ein wenig verdächtig.

Jetzt aber kannten plötzlich alle Peter Heise. Er war in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Er war zur komischen Figur dieser Theatergemeinde geworden. Hätte er Erfolg gehabt, wäre er mit seiner verwegenen Tat durchgedrungen, so wäre er der Held des Tages und dieses Theaters gewesen. Alle hätten sich in Staunen und Neid vor ihm gebeugt, und neue verführerisch lockende Mythen über die sagenhaften Möglichkeiten der Bühnenlaufbahn wären aufgesprungen. Neue Schwärme von Gläubigen und Betörten wären dem Sirenengesang von dem märchenhaften Glück gefolgt, das in dieser Flitterweit blühe.

Doch Märchen geschehen nicht in dieser realsten aller Welten. Und Peter Heise wurde nicht der Held dieser Bühne, sondern ihr Clown.

In den Pausen der Probe wurde er von den Kollegen weidlich verhöhnt und gehänselt. Doch der Spott prallte wirkungslos an ihn ab. Er war eine völlig in sich verkapselte Natur, die nach aussen geringe Angriffsflächen bot. Auch war er heute viel zu sehr mit seinem Erfolg beschäftigt.

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)