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In dem roten Ziegelbau beginnt jetzt die Vorstellung. Verbindungsleute zwischen Saal und Strasse berichten jede Einzelheit. Es ist wie Rundfunkreportage. Die Worte huschen von Mund zu Mund weiter. Jeder auf der Strasse weiss genau Bescheid, sieht die Vorgänge hinter den dicken Mauern vor seinem geistigen Auge. Der Saal ist, durch Wellen rascher Berichterstattung, auch hier draussen auf der Strasse, auf dem Platze.

Der Präsident, einer der elegantesten Vorsitzenden der Berliner Gerichte, berühmter Jurist und Verhandlungsleiter, nimmt mit den Beisitzern seinen Platz ein. Die Geschworenen stolpern an den Tisch. Der Angeklagte wird hereingeführt. Ein Summen der Teilnahme schwirrt durch den Saal. Die Operngläser zirkeln sich auf ihn ein.

„Ein hübscher Bursche,“ flüstern Hunderte von diskret geschminkten Lippen. Ja, so konnte man sich einen Helden vorstellen, einen Mann, der bereit war, für eine Frau zu sterben.

Man begann Fatma Nansen ein wenig zu beneiden. Ob sie Bara mit diesem sehnigen starken Jungen da betrogen hatte? Ein früherer Seemann war er, nicht? Fabelhafte Augen! Ob sie schon viel Glück in seinen Armen genossen hatte? Hm, diese dicht zusammengewachsenen Augenbrauen. Leidenschaft verrieten die, Feuer und Leidenschaft.

Die Damen glühten auf, kamen in Stimmung. Es wurde heiss im Saale, ehe noch die Verhandlung recht in Fluss kam. Es duftete wie in einem Bazar nach Parfum, Schminke, Puder.

Heise trat an die Barriere der Anklagebank in einem neuen,

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/155&oldid=- (Version vom 31.7.2018)