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Ja, er glaubte an einen Erfolg. Er, wie Bara, waren die einzigen, die von der argen List Buchners dupiert worden waren. Anfangs hatten wohl auch die Andern minutenlang an den Ernst des Direktors geglaubt. Doch als der grosse Tenor prompt auf die schlaue Finte hereingefallen war, begriffen alle – ausser den beiden Hauptbeteiligten – den Schauspielertrick Buchners.

Heise war heilig davon durchglüht, dass sein Gesang dem Direktor gefallen hatte und dass er die Rolle erhalten hätte, wenn Bara nicht im letzten Augenblick zu Kreuz gekrochen wäre. Es war für ihn eine niederschmetternde Enttäuschung, aber zugleich doch auch ein sichtbares Zeichen dafür, dass er alle diese Jahre nicht einem phantastischen Ziele zugestrebt hatte. Er hätte doch die Rolle erhalten, wenn – –, ja, wenn – – –!

Er hegte gegen Bara keinen Groll und keinen Hass. Er war ein grosser und neidloser Mensch und viel zu sehr Künstler, um die Kunst Baras nicht demütig zu verehren und sein Recht auf die Rolle des „Columbus“ nicht zu achten. Aber der Auftritt hatte ihm, bei aller Enttäuschung, doch neuen Mut und neue Kraft zum Durchhalten gegeben. Und darum prallte jeder Hohn und jeder Spott wirkungslos an ihm ab.

Die Probe war zu Ende. Am Bühnenausgang sprach Jo Ternitz Heise an. Es fiel ihm nicht auf. Sie hatte auf ihn gewartet. Er hatte – vom ersten Tage an – ihre Teilnahme gewonnen. Sein schmales, klares, kantiges Gesicht hatte etwas ihrem Wesen Verwandtes. Es gefiel ihr. Es lockte sie zu weiterer Entdeckung.

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)