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Der Präsident rief heftige Worte.

Doch Heise liess sich nicht mehr halten. Er hatte alle Segel gesetzt und fuhr mit gutem Wind.

„Meine Damen und Herren,“ überschrie er den Präsidenten, „lassen Sie mich nicht mundtot machen. Dulden Sie diese neue Entrechtung nicht! Lassen Sie mir nicht diese Chance rauben, die nie wiederkehrt!“

„Schweigen Sie sofort!“ Der Vorsitzende stand drohend. Das Publikum gischtete auf vor Erregung, Teilnahme und Freude am Ungewöhnlichen. Alle, alle begriffen sie nun, worum es ging.

„Hören! Ihn anhören,[1]“ riefen belustigte und ernste Stimmen durcheinander.

„Ruhe!“ wetterte der Präsident.

Berliner Radaustimmung und Freude am Ulk erwachte.

„Singen! Anhören!“ In dem Lärm waren viele helle Töne. Lust am Unfug und ehrliche Hilfsbereitschaft geisterte auf. Nie hatte ein Berliner Gerichtssaal eine solche Szene gesehen.

„Herr Präsident, Sie sehen doch, sie wollen mich hören,“ schrillte Heises Tenor überanstrengt durch den Tumult, der so urplötzlich losbrach, dass er den gewandten Vorsitzenden überraschte und überrumpelte. „Ich singe Ihnen das Abschiedslied Baras aus dem Columbus.“

Und ehe jemand eingreifen, hindern, ihm den Mund stopfen konnte, wurde das Tribunal zur Szene. Frühlingshaft, lerchenhell stieg Peter Heises junger naturfroher Tenor zur Decke des Gerichtsaals empor.

„Nach Westen geht die kühne Fahrt,
Zu Asiens Gestaden …………“

  1. Vorlage: anhören’
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/166&oldid=- (Version vom 31.7.2018)