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blank bis zu ihr hinausdrang. Was Heise sagte, war ja gleich. Wie er sich verteidigte, war ohne Belang. Sie liebte ihn, und er liebte sie. Die Kraft dieser märchenhaften, geheimnisvoll aufgesprungenen[1] Liebe würde ihn retten, für sie. Dann würde sie ihm alles vergelten, was er getan hatte an ihr, für sie. Es war ihr, als habe sie nie zuvor geliebt. Eine reiche Fülle der Zärtlichkeit war noch in ihr, unverbraucht, nie gefordert, nie gespendet, deuchte sie. In diese Unerschöpflichkeit wollte sie den Mann, der dort drinnen im Gerichtssaal laut[2] und fiebernd sprach, einhüllen, einlullen, mütterlich und leidenschaftlich.

Sie war weit getrennt von allen Kollegen, obwohl sie dicht bei ihnen stand. Seit dem verhängnisvollen Abend der Premiere hatte sich eine Mauer aufgebaut zwischen ihr und den Andern. Zuerst, als ihre Beziehungen zu Heise enthüllt wurden, hatte Neugier und Verwunderung sie mit Fragen und Aufdringlichkeit bestürmt. Man hatte doch nie etwas gewusst, nichts zwischen ihnen bemerkt! Sowas! Fatma war ausgewichen, hatte sich in sich zurückgezogen, sich gegen die Aussenwelt verkapselt, jede Auskunft gemieden. Das, was zwischen Heise und ihr erblüht war, war viel zu eigen, zu unsagbar, zu geheimnisvoll und zu unberührbar. Es war nichts für den Alltag und die Menge. Dieses Wunder gehörte ihm und ihr allein.

Da wandte man sich enttäuscht und verärgert von dieser „Geheimniskrämerin“ ab. Man hatte es doch nur gut gemeint. Man wollte doch nur seine Teilnahme und Zugehörigkeit beweisen. Man liess


  1. Vorlage: augesprungenen
  2. Vorlage: laut laut
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/172&oldid=- (Version vom 31.7.2018)