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habe!“ Er drehte sich dem Richtertisch zu. „Hören Sie nicht auf ihn, Herr Präsident! Ich lehne ihn ab. Ich weigere mich, mich von ihm verteidigen zu lassen. Ich brauche keinen Verteidiger. Ich –“

Jo sah nicht diese neue Verzweiflung des Geliebten. An der Tür stand jetzt ein anderer Wachtmeister, der jeden Einblick der Zeugen in den Gang der Verhandlung verhinderte. Sie ging von Angst und Sorge gehetzt auf und nieder in dem hallenden Korridor.

Fatma sass still und verzückt lächelnd auf einer Bank.

„Aber, Heise, regen Sie sich doch nicht so auf!“ beschwichtigte[1] der Vorsitzende. „Es liegt doch ganz in Ihrer Hand, ob wir den Antrag Ihres Herrn Verteidigers, den Sie kraft Gesetzes haben müssen, berücksichtigen oder nicht. Wenn Sie sich jetzt vernünftig aufführen, können wir uns selbst ein Urteil über Ihren geistigen Zustand bilden. Wollen Sie nun ruhig und ohne Umschweife auf meine Fragen antworten?“

Heise war vernichtet und geschlagen. Wieder erhob sich gegen ihn die grausame Hand des Schicksals, das immer gegen ihn war. Jetzt[2] wo er vielleicht doch – vielleicht doch das Publikum und die Berliner Presse gewonnen hatte, wollten sie ihn im Irrenhaus unschädlich machen. Nein, nein. Der Streich sollte ihnen nicht gelingen. Er wollte sich zusammennehmen, alles beantworten. Ruhe! Ruhe! Ihnen keine Gelegenheit[3] mehr bieten, ihn mundtot zu machen. Wer diese „sie“ waren, wusste er wohl selbst nicht. Alle waren es, die den jungen strebenden Menschen den Aufstieg wehren, alle diese Verschworenen, die selbstsüchtig den Erfolg hüten.

Ach, es lief alles so anders, als er es sich in den langen

  1. Vorlage: beschichtigte
  2. Vorlage: Jetz
  3. Vorlage: Gelgenheit
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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/182&oldid=- (Version vom 23.8.2020)