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„Gnädige Frau,“ beginnt der Präsident unter lautloser Stille – die Sensationsgier raubt den Hörern den Atem – der Vorsitzende ist jetzt nur Weltmann, seine Stimme ist zärtlich schmiegsam – „gnädige Frau, die Pflicht gebietet mir, einige peinliche Fragen an Sie zu richten. Ich bitte Sie, mir offen und ohne Rückhalt zu antworten. Sie wissen, an Ihren Worten hängt das Leben eines Mannes.“

„Ich weiss es,“ sagt sie leise und bewegt.

„Sie haben Bara geliebt?“

„Ich glaubte es.“

„Er hat Sie betrogen?“

Ihr bleiches Gesicht rötet unvergessene Schmach. Sie denkt an die erniedrigenden Stunden, in denen sie am Fenster des Hotelzimmers gestanden und auf sein Kommen gewartet hat.

„Ja,“ sagt sie lehr leise.

Lebhafte Empörung unter den Damen. Sie werden zur Einheit mit dieser beleidigten grossen Frau und Künstlerin. Nur Viola Windal beugt die Stirn. Sie weiss, sie allein, dass Bara die Frau dort nicht betrogen hat. Sie nur betrügen wollte – –

„Der Angeklagte wusste von dieser Beleidigung?“ fragt die Stimme des Vorsitzenden.

„Ja.“

„Woher?“

„Ich hatte an dem Abend der Premiere eine laute öffentliche Erörterung mit Bara hinter der Szene. Dabei hat Bara mich gegen die Wand des Bühnenganges geschleudert. Herr – Heise war zugegen.“

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/190&oldid=- (Version vom 31.7.2018)