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Sie sah zu ihm auf, sah seine hellen, grauen Augen mit einer brennenden Erwartung auf sich gerichtet.

„So gut wie Bara war es nicht,“ bekannte sie dann ehrlich.

„Das weiss ich,“ erwiderte er tapfer. Doch seine Stimme war heiser und belegt. Sein Kinn vergrub sich in dem hochgeschlagenen Mantelkragen. Da fuhr sie hastig fort:

„Aber lieber Kollege, bedenken Sie, Bara ist der grösste lebende Sänger.“

„Weiss ich.“

Es klang so mutlos, dass sie heftig erwiderte:

„Erlauben Sie mal, man muss sein Ziel nicht gleich in die Wolken stecken.“

„Doch,“ beharrte er, „ganz hoch muss man es sich stecken. Zu den höchsten Möglichkeiten. – – Es hat Ihnen also nicht gefallen?“

„Fallen Sie nicht von einem Extrem ins andere,“ mahnte sie vorwurfsvoll. „Sehr hat es mir gefallen. Ganz hervorragend hat es mir gefallen. Deshalb habe ich Sie doch angesprochen. Ist es Ihnen noch garnicht aufgefallen, dass ich Sie angesprochen habe? Oder glauben Sie, es ist meine Gewohnheit, jungen Männern aufzulauern?“

Er blickte unsicher von seiner Höhe zu ihr nieder. Sie sprach fort:

„Ihre Stimme ist anders – urwüchsiger, weniger parfümiert, wenn ich so sagen soll, als Baras. Sie haben ein wunderbares Material.“

Er blieb stehen.

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)