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„Herr Professor,“ begann der Präsident, „der Portier des Theaters hat uns berichtet, dass er Sie telefonisch anrief, als er auf seinem letzten Inspektionsgange durch die Bühnenräume Licht in der Garderobe Baras gesehen hatte, hineingegangen war und die Leiche fand.“

„Das stimmt,“ erwiderte der Zeuge mit einer schwachen Stimme, die bei der Grösse des Körpers überraschte.

„Sie sind dann sofort ins Theater gefahren?“

„Ja.“

„Wie spät war es, als Sie zum Theater kamen?“

„Ein Viertel vor Zwölf.“

"Vor Elf!“ rief eine Stimme aus dem Publikum.

Der Vorsitzende, alle sahen verwundert auf den Rufer.

In einer der vorderen Zuschauerreihen sass ein Mann in der Kleidung eines Taxichauffeurs. Auch er war erst mit dem zweiten Zuschauer-Aufgebot in den Saal gekommen. Ein purer Zufall. Hätte der Vorsitzende den Saal nicht von den ersten glücklichen Kartenbesitzern räumen lassen, dann wäre diese Chauffeurstimme niemals hier im Schwurgerichtssaal laut geworden. An solchen Zufällen hängt Leben und Erfolg.

„Ruhe!“ empörte sich der Präsident, schon arg ermüdet und abgekämpft. „Ich verbitte mir dringend jede Störung.“

Doch der Chauffeur war ein Pedant und Pünktlichkeitsfex. Er kannte[1] seine Uhr und hasste falsche Zeitangaben wie nichts auf dieser Welt. Wo käme man als Chauffeur auch hin, wenn man mit den Stunden

  1. Vorlage: kannt
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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/205&oldid=- (Version vom 31.7.2018)