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„Ich blieb stehen. War wie gelähmt.“

Viola klammerte sich an den Richtertisch.

„Abends habe ich sie gefragt, was sie tagsüber getrieben hätte. Sie sagte von dem Besuch bei Bara nichts. Da wusste ich alles.“

„Es ist nicht wahr!“ schrie Viola auf. „Ich habe dich nicht betrogen.“

„Lassen Sie Ihren Mann ausreden,“ gebot der Vorsitzende mit belegter Stimme. Viola zitterte unter haltlosem Schluchzen.

„Ich liebe sie,“ Windal ächzte die Worte hervor, „liebe sie – über alles. – Ich könnte[1] eine Trennung von ihr nicht ertragen. – Ich wollte nicht, dass sie je erfahre, dass ich es wusste. – Ein Leben ohne sie schien mir undenkbar.“

Viola stöhnte lauter.

„Ich überlegte, was ich tun sollte. Am nächsten Tag fuhr ich ins Theater.“

„Um halb Elf?“ warf der Präsident, ergriffen wie alle andern, leise ein.

„Ja, ich wollte Bara bitten, Mann zu Mann, meine Frau aufzugeben. Von ihr zu lassen. Eine Ausflucht zu finden, dass er sie nicht mehr sehen wollte. Nie sollte sie von dieser Unterredung erfahren. Alles sollte zwischen uns bleiben, wie es war.“

Die Frau stand, den Oberkörper tief zur Erde gebeugt.

„Weiter wollte ich nichts. Ich sage die Wahrheit. Mein Leben ist zu Ende. Ich lüge nicht um mein Leben. Ich sage alles, wie es


  1. Vorlage: konnte
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/215&oldid=- (Version vom 31.7.2018)