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„Unter „Bayern“ denken wir Norddeutschen uns immer etwas Strammes, Gebirglerisches.“

„Bitte sehr, ich bin eine glänzende Skiläuferin. Aber wie sehe ich denn aus?“

Er musterte sie noch einmal kritisch mit zusammengezogenen Augen.

„Sie sehen aus – ich weiss nicht,“ brach er ab. Er hatte gedacht und fast gesagt: Sie sehen aus, wie meine Sehnsucht nach der Frau Sie erschaffen würde.

Aber das war ja Unsinn. So was hatte er im Grunde noch nie gesagt und im Grunde kaum gedacht. Er hatte wohl oft Sehnsucht nach dem Weib empfunden. Wenn er auch nie Zeit gehabt hatte und auch nie den Sinn, dieser Sehnsucht zu folgen. Auch nie das Geld und nie die innere Ruhe und Ausgeglichenheit. Aber was ging das alles die erfolgreiche Sängerin an! Sie gehörte doch nicht zu ihm und er nicht zu ihr. Dass sie hier mit ihm ging in seinem dünnen Mantel und verbeulten Hut und seinen blaugefrorenen Händen, war eine gnädige Laune von ihr und vielleicht eine Neugier. Er zog sich in das Schneckengehäuse seiner Einsamkeit zurück.

Sein seelisches Zurückweichen entging ihr nicht.

„Darf ich weiter fragen?“ Sie wagte nicht, ihn anzublicken.

„Bitte.“ Es klang nicht sehr ermutigend. Sie wollte ganz nah an ihn herankommen. Vielleicht konnte sie ihm irgendwie helfen – oder – sie wusste nicht recht, was sie eigentlich wollte. Jedenfalls

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/26&oldid=- (Version vom 23.8.2020)