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Ursache nicht erkennen. Betrog sich mit haltlosen Ausflüchten: die Seereise, Überarbeitung, die übliche Nervosität vor dem neuen unbekannten Auftreten. Wäre Bara ihr untreu gewesen, hätte sie die Spur einer neuen Liebschaft bemerkt, so würde sie ihn freigeben, schwor sie sich. Aber mit keiner der hübschen Amerikanerinnen an Bord ging er über den üblichen harmlosen Schiffsflirt hinaus.

In Berlin änderte sich alles. Bara wurde viel eingeladen, in die grosse Gesellschaft gezogen. Musste, wie er sagte und sie einsah, dem Ruf in die Welt folgen, in der man verkehren muss, wenn man der Träger eines Weltruhms ist und bleiben will. Sie begriff, dass diese Menschen der „Gesellschaft“ die Glorie geben und nehmen. Auch in New York war er in allen grossen Häusern der River Side Drive erlauchter Gast gewesen. Doch dort war sie ihm meist begegnet. Dort gehörte auch sie zu den begehrten Sternen, die auf den Festen der Reichen leuchten. Hier in Berlin war ihr Glanz verblichen. Wer kannte Fatma Nansen hier? Sie war von Stockholm vor vielen Jahren nach Amerika gerufen worden. In Berlin war sie eine Unbekannte, vor allem jetzt noch, vor ihrem ersten Auftreten. Sie wurde hier und da eingeladen, denn die Presse sprach von ihr und ihrem bevorstehenden Debüt in Deutschland. Aber sie lehnte ab in der Düsternis ihres Gemütes, die sie umdunkelte.

Dann merkte sie, dass er an einem andern Gestade Anker geworfen hatte. Er vernachlässigte sie schonungslos, lebte kaum noch in dem Hotel, in dem sie zusammen abgestiegen waren. Gebrauchte lächerlich durchsichtige, beschämend nachlässige Ausflüchte und wurde noch ausfälliger

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/39&oldid=- (Version vom 23.8.2020)