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„Aber liebster Herr Bara,“ plädierte er und räkelte nervös die Schultern, „das Lied ist zu lang, sage ich Ihnen. Das Publikum wird kribbelig.“

„Das Publikum pflegt nicht kribbelig zu werden, wenn ich singe,“ entgegnete Bara arrogant.

Da kochte Buchner über.

„In diesem Theater bestimme ich,“ barst er los. „Ich führe die Regie. Ich muss Sie dringend ersuchen, sich meiner Anordnung zu fügen.“

„Und ich muss Sie dringend ersuchen, mit mir in einem angemessenen Ton zu reden,“ brauste auch jetzt Bara auf.

Da trat Fatma Nansen, die Altistin, zu dem Sänger. Das Licht auf der Bühne war gedämpft und mild. Nur hoch oben am Schnürboden brannte eine Lampe. Dieses Halbdunkel hüllte gütig einen Schleier über die Jahre und tiefen bösen Runen in Fatma Nansens Gesicht. In dieser gnädigen Beleuchtung war sie rührend schön, und die Zerstörung schwand, die eine lange Bühnenlaufbahn und viel Leid ihrer Leidenschaft in ihre Züge gegraben hatte.

Leise flüsterte sie Bara zu: „Mach keine Szene, Liebster. Der Mann hat recht.“

Dabei legte sie begütigend und beschwörend die Hand auf seinen Arm.

Brüsk schüttelte Bara sie ab und schrie brutal: „Lass mich in Ruh! Ich weiss allein, was ich zu tun hab.“

Es war, als hätte er die Frau ins Gesicht geschlagen. Jeder

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)