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4.

Während Fatma Nansen auf Bara wartete, berannte er die Festung Viola Windal.

„Die schöne Viola“ hiess sie in der sogenannten besten Gesellschaft von Berlin, in der sie eine beherrschende Stellung einnahm. Das heisst, sie war mit einer fieberhaften Vitalität bei allem aktiv führend dabei, wobei man sein musste, um zu gelten, genannt zu werden, zur Elite der Leute gezählt zu werden, die sich einbilden, tonangebend und kulturfördernd zu sein. Die schöne Viola war immer dort, wo das Volk der Snobs paradierte. Im Sommer auf den Golfplatz in Wannsee, im Tennisclub Rot-Weiss, in der Saison bei allen Premieren, auf den grossen öffentlichen Bällen – in den Berichten wurde sie immer erwähnt, ihre Robe geschildert – und bei allen Privatgesellschaften der oberen Dreihundert. Zudem war sie jung, zweiundzwanzig, eine blonde interessante Schönheit mit einem durchtrainierten Körper, glänzende Golfspielerin, Tennispartnerin, die auf internationalen Turnieren zweite Preise eroberte, klug, unterhaltend, modellbildend gekleidet, – eine Berliner Dame der grossen Welt, die in den mondänen Bädern ebenso zuhause war wie in Berlin W. W.

Aber im tiefsten Grunde ihres Gemütes war sie bei aller dieser betonten modernen Sachlichkeit genau so romantisch, wie irgendeine ihrer Schwestern aus den schöngeistigen Kreisen Berlins vor hundert Jahren, als die Rahel und die Schlegel ihre Rollen nach der Façon ihrer Zeit spielten. Auch im Hause Windal verkehrten neben den Leuchten des

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/41&oldid=- (Version vom 31.7.2018)