Seite:Der Held von Berlin.pdf/47

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den Zehenspitzen.

Er nickte.

„Das Abschiedslied aus dem Finale des zweiten Aktes.“

Sie stürmte auf ihn zu und küsste ihn dankbar ob dieser Auszeichnung und bedauerte zugleich, dass sie es keiner ihrer Freundinnen verraten konnte, die mit ihr stritten um den Platz der Königin ihrer Welt, die sich die Welt überhaupt dünkte. Schade! Aber immerhin, es hatte auch so seinen erregenden Reiz, die erste zu sein unter allen Berlinern, die dieses Lied hörte. Bald würde es ganz Berlin, ganz Deutschland, die ganze Erde entzücken. Würde durch Radio und Grammophon bald in jede Stube, in jedes Ohr dringen, aber sie, sie hatte es zuerst von allen vernommen.

Sie war ein seltsames Gemisch von Snobismus und Klugheit. Oh, ein grosser Tenor war doch etwas anderes als der gesuchteste Arzt mit seinen ewigen Erzählungen von interessanten Fällen der Leber, des Magens, der verschiedenen Teile des Darms, die sie immer wieder durcheinander brachte.

Viola setzte sich in erwartungsvoller Pose ins Dunkel des Zimmers.

„Nein, zünde die Deckenbeleuchtung an,“ gebot er, „ich will dein Gesicht sehen, wenn ich singe.“

Sie gehorchte beglückt dem Genie. Er präludierte und sang:

„Nach Osten geht die grosse Fahrt,

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/47&oldid=- (Version vom 31.7.2018)