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schwieriges, arrogantes Weib war. Eine von denen, die immer mit ihrem Geist protzen. Aber ihm einfach durchs Telefon zu sagen: Leben Sie wohl Herr Bara, und damit aus. Das war zuviel. Das war das Unerhörteste, das ihm jemals – –.

Während er sang, dachte er: dass nur keiner es erfährt! Eine gefährliche Blamage. Kann leicht dem Nimbus schaden. Alles kann schaden. Alles. Immer ist man gefährdet und vom Niedergang bedroht. Dass nur keiner erfährt, wie diese – überspannte Person – – und die möblierte Wohnung! Unnütze Kosten. Bara war sehr sparsam. Hm, würde sehr bald eine Andere finden, die dieses hübsche kosige Liebesnest zu würdigen wusste, die – – verdammt und zugenäht! Um ein Haar hätte er wieder den Einsatz verpasst. Musste sich zusammennehmen. Die Gedanken an dieses treulose Weib ausschalten. Grinst dieser infame Bursche, der Chorist, dahinten nicht aus der Kulisse? Nach dem hatte sie sich erkundigt. Was wollte sie bloss von ihm? Merkwürdig! Unerfindlich! Was konnte sie von dem Schlucker wollen? „Oh Verzeihung, Herr Kapellmeister,“ Nein, nein, er musste sich zusammenreissen. An nichts anderes denken als seine Rolle. So, jetzt kam der Auftritt mit der Isabella. Sich scharf auf die grosse Szene konzentrieren.

Er starrte. Er vergass fast die Begrüssungsworte: „Oh Königin, du meine Gnade, meine Hoffnung – – –“ so verblüfft war er über Jo Ternitz in ihrer spanischen Staatsrobe. Bisher hatte er die junge Kollegin übersehen, einfach nicht gesehen. Auch noch vor zwei Tagen bei der ersten Kostümprobe. Damals hatte auch noch allerhand an ihrer königlichen

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/82&oldid=- (Version vom 31.7.2018)