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Abends. Für ihn allein stieg der Vorhang noch achtzehn mal. Das Finale des zweiten Aktes mit dem Abschiedslied, mit dieser einen kostbaren Strophe, hatte das kritische, gefährliche, spottsüchtige, für jede ungewöhnliche Leistung aber begeisterungsfähige und leicht begeisterte Berliner Publikum zur letzten Ekstase entflammt. Der Vorhang stand endlich.

Bara kam von der Bühne, heiss von Anstrengung und Erfolg und stolzem Triumph. Buchner stürzte auf ihn zu, renkte ihm beinahe den Arm aus. Bis zum Sommer war sein Haus gesichert. Die andern drängten heran, Komponist, Dichter und Darsteller. Alles beglückwünschte den Sänger dankbar und beglückwünschte damit zugleich sich selbst. Bara war in grossartiger Laune. Er gab gönnerhaft die Glückwünsche und Komplimente zurück. Jo sagte ihm einige nette Worte und ging.

Da hielt Bara seine Stunde für gekommen. Jetzt war die grosse Pause, Umzug hatte er nicht. Er befreite sich aus der Rotte der Schmeichler und Gratulanten und eilte Jo nach. Jetzt auf der Höhe des Erfolges, jetzt, da noch alles nachzitterte im Fieber des Sieges, wollte er mit seiner Liebe dieses berauschende Mädel beglücken. Er dachte fast „begnaden“. Der Abend hatte ihn wieder auf die gigantische Höhe seiner früheren Selbsteinschätzung gehoben.

Diesen ungeeignetsten aller Augenblicke wählte Fatma Nansen für die lang aufgestaute Aussprache. Gerade diesen Augenblick, in dem Bara lüstern und siegesgewiss Jo in ihre Garderobe folgte. Diese falsche Wahl trug böse Früchte.

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/87&oldid=- (Version vom 31.7.2018)