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diente. Die Arbeiter waren fast nur Maurer und Steinmetzen; in Schubkarren wurden ihnen Steine und Sand zugeführt, während Schmiede an eisernen Schienen zur Befestigung der Blöcke hämmerten und Bildhauer an Statuen arbeiteten.

Dasselbe Bild zeigte sich auch in der Stadt selbst, die sie, durch herrliche Säulengänge schreitend, auf prachtvollen Mosaikwegen durchwanderten, die so künstlich aus winzigen Steinchen zusammengefügt waren, daß man meinen mußte, zur Herstellung nur eines Quadratmeters gehörten einige Jahre. Ueberall nur Pflaster und Bauarbeiten, Bildhauerei und Malerei, und dabei alles ohne Lärm und Hast, wenn man auch in der Sonne tüchtig schwitzte! Nirgends eine Spur von einem modernen Geschäfts- und Marktleben, keine Läden, keine Fuhrwerke, noch weniger elektrische Straßenbahnen, aber dafür Springbrunnen, Monumente und andere überzahlreiche Verzierungen von künstlerischem Geschmack!

Seltsam stachen von dieser klassisch-schönen Scenerie die Arbeiter ab, die alle das altholländische Kostüm trugen, während einige der Künstler, jedoch nicht alle, mit der römischen Toga bekleidet waren. Mehrere von ihnen promenierten auf den Mosaik-Trottoirs und in den Säulengängen, und Richard vermochte höchst gelehrte Worte von ihnen zu erlauschen, andere dagegen ritten auf prächtigen Rossen mit kurzgeschorenen Mähnen, und alle diese Nichtsthuer waren wie Römer gekleidet.

Der Führer betrat jetzt einen prächtigen Palast, in dem viele Diener, alle Holländer, sich vor ihm neigten, und durchschritt einige Gänge, um Richard und Gustav drei Gemächer anzuweisen, mit der Bemerkung, dies seien vorläufig die ihren, und sie sollten nur hier bleiben, bis er wiederkäme.

Es waren drei sehr kleine Zimmer, wie man solche auch in römischen Häusern findet; Boden, Wände und Decke waren mit wunderbarer Mosaikarbeit belegt, und alles stammte von Künstlerhand; die venetianischen Fenster aber waren mit herrlichen Bildern aus Roms Glanzzeit bemalt, und trotzdem war inwendig alles behaglich eingerichtet, jedoch so seltsam,

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Robert Kraft: Der König der Zauberer. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_K%C3%B6nig_der_Zauberer.pdf/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)