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was er darüber dachte. Es kann hier nur angedeutet werden, daß es thatsächlich heutzutage viele Gelehrte, Philosophen giebt, die der festen Ansicht sind, der Mensch könne es mit der Zeit noch so weit bringen, sein Leben über die gewöhnliche Altersgrenze hinaus zu verlängern; sie behaupten, die Erfahrung schreite immer weiter, bis eine Unsterblichkeit wohl denkbar ist. Nur darf man hierbei nicht an medizinische Pillen und Salben denken. Es ist eine philosophische Spekulation, deren Richtigkeit indirekt bewiesen wird, zu deren Verständnis aber ein eingehendes Studium gehört. Ueberhaupt, es wird nur gesagt: ‚so könnte es einmal werden‘, ,es ist nicht ausgeschlossen‘, ,es liegt im Bereiche der Möglichkeit‘, ,die Annahme ist berechtigt durch die konstante Entwicklung der Menschen‘. Als Seitenstück kann man zum Beispiel anführen, daß es früher Krankheiten gab, die als unheilbar galten! Wäre damals jemand aufgetreten und hätte gesagt, in hundert Jahren ist diese Krankheit ein überwundener Standpunkt, ja, diese Krankheit giebt es dann nicht mehr – zum Beispiel die schwarzen Pocken und so weiter – so wäre er ins Narrenhaus gesperrt worden!

„Du selbst hast ja an der Gewalt und Macht des Meisters gezweifelt,“ fuhr Richard fort, „ich sehe es Deinem Gesicht an, und Du batest ihn deswegen um Verzeihung. Wie reimt sich das zusammen?“

„Im Laufe von achtzig Jahren lernt man viel,“ entgegnete der Jüngling, und es klang wie ein unterdrückter Seufzer. „Wenn die Erkenntnis wächst, dann kommen wohl Stunden, da sich der gereifte Geist auflehnt, an Wunder zu glauben. So erging es auch mir vor einiger Zeit, als einige Sklaven, angeführt von Cora, der Enkelin des Gebieters, geflohen waren. Es ist uns gelehrt, daß eine Flucht unmöglich sei, weil niemand die Grenze überschreiten könne. Ich hatte schon lange daran gezweifelt, ich konnte es nicht fassen. Der Gebieter selbst fuhr aber dem Schoner nach, und Du hast es ja gesehen, daß er die Wahrheit verkündete.“

„Ja, und er nahm auch die ungläubigsten Sklaven mit,

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Robert Kraft: Der König der Zauberer. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_K%C3%B6nig_der_Zauberer.pdf/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)