Seite:Der Kampf in Dresden im Mai 1849.pdf/28

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

diesem ausgehenden Erlasse kontrasignirend. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten v. Beust und der Kriegsminister Oberst Rabenhorst blieben in Dresden. Nach Ausbruch des Kampfes hielten sie sich Tag und Nacht in dem in der Neustadt unmittelbar an der Elbbrücke gelegenen Gouvernements-Hause (dem sogenannten Blockhause) auf, auf diese Weise den Schauplatz des Kampfes unausgesetzt vor Augen behaltend, von hier aus die vom Drange der Umstände gebotenen augenblicklichen Verfügungen für das Land erlassend und den diplomatischen Verkehr unterhaltend.

Bis zum 4ten Abends führte der Gouverneur der Residenz, General-Major v. Schulz, den in ruhigen Zeiten ihm zukommenden Befehl innerhalb der Stadt. Am Abend dieses Tages wurde, laut Tagesbefehl des Kriegsministers, der Divisionair der Armee, General-Lieutenant v. Schirnding zum Oberbefehlshaber der bewaffneten Macht ernannt.

Dieser Veteran hatte seine kriegerische Laufbahn ebenfalls mit Preußischen Truppen vereinigt, wenn zwar unglücklich kämpfend, begonnen, indem er im Jahre 1806 dem Gefechte von Saalfeld in der Nähe des den Heldentod findenden Prinzen Louis Ferdinand von Preußen beiwohnte; später hatte er 1809 auf dem Marchfelde und 1812 in Rußland unter dem größten Feldherrn des Jahrhunderts gefochten. Unerschütterlicher Gleichmuth, selbst in kritischen Momenten, bekundeten auch im Aeußern die innere Gediegenheit des kriegserfahrnen Führers. Der sicheren Konsequenz, mit welcher er an dem angenommenen Gefechts-Plan festhielt, ist die siegreiche Durchführung des hartnäckigen Kampfes vorzugsweise beizumessen. Ein Stab intelligenter, unermüdlich thätiger und doch nie über ihr Verhältniß hinausgreifender[1]


  1. Der Verfasser hebt dies hier besonders heraus, in der auf die Lehren der Kriegsgeschichte begründeten Ueberzeugung, [16] daß es nur verderblich wirkt, wenn der Generalstabs-Offizier seinen Wirkungskreis überschätzt, und statt des Postens eines unentbehrlichen, unschätzbaren Gehülfen des Befehligenden selbst die Rolle des hinter den Kulissen Leitenden, des: „Faiseurs“, übernehmen will.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)