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auch mit diesem Aufrufe, den er um 1½ Uhr in Begleitung eines Tambours und eines Kommunalgardisten, der ein weißes Tuch als Parlamentair-Fahne auf dem Bajonette trug, nach dem Hauptquartier der Truppen brachte, diesesmal jedoch selbstredend unverrichteter Sache zurückkehrte.

So wenig sich von einer solchen Aufforderung ein Erfolg bei den in voller Amtsthätigkeit begriffenen höheren Militair-Behörden und bei den unter deren Augen befindlichen Truppen erwarten ließ, so sehr schien dies vorübergehend bei einem detachirten Posten der Fall zu sein.

Das Zeughaus war seit den Vorgängen des vorigen Tages fast von aller Verbindung mit den übrigen Truppen und mit den oberen Behörden abgeschnitten gewesen und ohne Nachrichten von denselben geblieben. Dieser Umstand wurde von der Aufstands-Parthei auf das eifrigste benutzt, auf die Besatzung einzuwirken, theils durch direkte Aufforderungen; theils durch Einschüchterungen, z. B., daß das Zeughaus unterminirt sei und in die Luft gesprengt werden würde (ein Unternehmen, welches übrigens vermittelst eines von außen in den Keller des Zeughauses führenden Einganges nicht völlig unmöglich gewesen wäre); theils endlich durch die übertriebensten Nachrichten, von der völligen Flucht des Königs und der Minister, von der Anerkennung der Provisorischen Regierung von Seiten des ganzen Landes, besonders aber von dem Uebertritt aller übrigen Truppen zu dem Volke, welches letztere Gerücht durch die eingetretene vollständige Waffenruhe an Wahrscheinlichkeit gewinnen mußte.

Auch begann es im Zeughause an Lebensmitteln zu fehlen. Dies verleitete einen Offizier (obgleich sich später Stimmen unter seinen Mannschaften erhoben haben sollen, sie hätten noch keinen Hunger empfunden) deshalb

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Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/85&oldid=- (Version vom 31.7.2018)