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Stefan George: Der Krieg

›Fehlt dir der blick für solch ein maass von opfern
Und kraft der allheit?‹ Diese sind auch drüben.

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Das nötige werk der pflicht bleibt stumpf und glanzlos

Und opfer steigt nicht in verruchter zeit ..
Menge ist wert · doch ziellos · schafft kein sinnbild ·
Hat kein gedächtnis – Was fragt sich der Weise?
Sie troff im schwatz von wolfahrt · menschlichkeit

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Und hebt nun an das greulichste gemetzel ..

Nach speichel niedrigster umwerbung: geifer
Gemeinsten schimpfs!. und was sich eben hezt
Umkröche sich geschmiegt wenn sich erhöbe
Furchtbar vor ihm das künftige gesicht.

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Und was schwillt auf als geist! Solch zart gewächs

Hat fernab sein entstehn ... Wie faulige frucht
Schmeckt das gered von hoh-zeit auferstehung
In welkem ton. Wer gestern alt war kehrt nicht
Jezt heim als neu und wer ein richtiges sagt

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Und irrt im lezten steckt im stärksten wahn.

Spricht Aberwitz: ›Nun lernten wir fürs nächste‹
Ach dies wird wiederum anders!. dafür rüstet
Nur vollste umkehr: schau und innrer sinn.
Keiner der heute ruft und meint zu führen

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Merkt wie er tastet im verhängnis · keiner

Erspäht ein blasses glühn vom morgenrot.

Empfohlene Zitierweise:
Stefan George: Der Krieg. Bondi, Berlin 1917, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Krieg.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)