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Bald nachdem ich aus der Schule kam, wurde ich nach Basel zu einem Lithographen in die Lehre getan. Das Sitzen gefiel mir nicht. Ich bekam Heimweh nach Bernau und zugleich Brustschmerzen; ein Arzt riet auch, daß ich wieder nach Bernau gehe, wo es viel gesünder sei. Diese kurze Lehrzeit war aber doch nicht ganz verloren, denn vierzig Jahre später machte ich wieder Lithographien, und die Technik war mir nicht so fremd, wie sie es doch so manchem anderen Maler sein mag. Für ein gutes Vorstudium halte ich es auch, daß ich später, ebenfalls in Basel, zu einem Anstreicher und Lackierer in Arbeit kam; manches Handwerkliche, wenn auch nur Farbenreiben, gut und sachgemäß anstreichen und lackieren lernt man da kennen, wozu auf der Akademie keine Gelegenheit ist.

Gut angestrichen ist halb gemalt!

Bei einem Uhrenschildmaler in Furtwangen lernte ich wieder etwas mehr vom Malerhandwerk. –

Nach Bernau zurückgekehrt, verschaffte ich mir Ölfarbe, grundierte Pappendeckel und Leinwände und malte kleine Bildchen, meist nach Holzschnitten aus Büchern, die ich in Farbe übersetzte. Doch malte ich auch eigene Erfindungen und wagte mich auch an Porträts nach der Natur. Manche dieser Sachen verkaufte ich auch in St. Blasien für wenig, aber für mich damals viel Geld. Ich fing auch an, im Freien nach der Natur zu zeichnen – ich tat das so viel wie möglich heimlich – versteckte das Mäppchen, mit dem ich meist Sonntags am liebsten in den tiefsten Wald hinausging, unter der Jacke, weil die Nachbarn diese Firlefanzereien nicht gerne sahen.

*

So viel Bilder, wie man jetzt den Kindern zur Erziehung zur Kunst vorlegen kann, hatte ich freilich nicht; vielleicht hat aber gerade dieser Mangel meinen Kunsttrieb dahin gebracht, daß ich mir selber Bilder zu machen versuchte. Durch das Vorlegen aller möglichen Bilder werden die Kinder vielleicht Kunstkenner; Künstler werden doch nur die, in denen der geheimnisvolle Trieb

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Joseph August Beringer (Hrsg.): Der Malerpoet. Delphin-Verlag München, München 1917, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Malerpoet.pdf/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)