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zur eigenen Betätigung groß genug ist – denen er gleichsam angeboren ist. Nur diese besiegen alle Hindernisse.

Das ist auch gut, daß es so ist, denn dadurch wird der Kunst ihr höchstes Gut gewahrt, der Zusammenhang mit dem tiefsten Dasein, der gar oft sehr verschieden ist von dem, was sich die Schulweisheit als Kunst träumen lassen kann.

Das Behagen, das in der Ausübung einer Kunsttätigkeit liegt, ist sehr groß, und man darf wohl annehmen, daß der Künstler ein bevorzugter Mensch sei. Deshalb dürfte auch das bißchen Lebensmisere, auch wenn es oft viel ist, das zudem der Künstler mit allen anderen Menschen gleichmäßig zu tragen hat, nicht zu wichtig genommen werden. Das Verkennen der Mitwelt, das ja leider hier und da auch vorkommt, dürfte auch nur dem Ehrgeiz einen Stoß geben, aber das eigentliche Wesen darf es nicht irritieren.

Ein Suchen und Ringen nach dem vollen Ausdruck seelischer Vorgänge, sinnlicher Vorstellungen, ein Objektivierenwollen der Welt, wie sie sich in unserm Sein und Sinn darstellt, ein Suchen nach den materiellen Mitteln, die diesem Ausdruck sich fügen müssen, das ist der weite Weg zur Kunst, unerreichbar und doch vorhanden auf jeder Stufe, zu der reines, unegoistisches Streben geführt hat.

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Schließlich ist es doch der klare Verstand, der das Höchste in der Kunst hervorbringt; – aber der Verstand müßte so verständig werden, daß er sich immer vom lebendigen Gefühl leiten läßt. –

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Die Kunst ist halt doch eine eigene Sache, am Ende ist sie gar kein Prinzip, keine Theorie, sondern eine Lebensäußerung, die an Persönlichkeiten gebunden ist und nur durch Persönlichkeit am Leben erhalten werden kann.


Empfohlene Zitierweise:
Joseph August Beringer (Hrsg.): Der Malerpoet. Delphin-Verlag München, München 1917, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Malerpoet.pdf/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)