Seite:Der Salon (Heine) III 172.jpg

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des Apollonius von Thiane[1]. Es ist die fatale Hochzeitgeschichte, wo die Braut eine Lamia ist.

Es ist den Volkssagen eigenthümlich, daß ihre furchtbarsten Katastrophen gewöhnlich bey Hochzeitfesten ausbrechen. Das plötzlich eintretende Schreckniß kontrastirt dann desto grausig schroffer mit der heiteren Umgebung, mit der Vorbereitung zur Freude, mit der lustigen Musik. Solange der Rand des Bechers noch nicht die Lippen berührt, kann der kostbare Trank noch immer verschüttet werden. Ein düsterer Hochzeitgast kann eintreten, den niemand gebeten hat, und den doch keiner den Muth hat fortzuweisen. Er sagt der Braut ein Wort ins Ohr und sie erbleicht. Er giebt dem Bräutigam einen leisen Wink, und dieser folgt ihm aus dem Saale, wandelt mit ihm weit hinaus in die wehende Nacht, und kehrt nimmermehr heim. Gewöhnlich ist es ein früheres Liebesversprechen, weßhalb plötzlich eine kalte Geisterhand die Braut und den Bräutigam

Annmerkungen (Wikisource)

  1. Flavius Philostratos: Das Leben des Apollonius von Tyana IV. Buch § 24 erzählt die Geschichte des Studenten Menippus, der zum Bräutigam einer Lamia wird und von Apollonius gerettet wird.


Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Elementargeister. Hamburg: Hoffmann und Kampe, 1837, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Salon_(Heine)_III_172.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)