Seite:Der Salon (Heine) III 178.jpg

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dieser Wasserdecke so viel Süßes und zugleich so viel Entsetzliches denken. Die Fische, die allein etwas davon wissen können, sind stumm. Oder schweigen sie etwa aus Klugheit? Fürchten sie grausame Ahndung, wenn sie die Heimlichkeiten des stillen Wasserreichs verriethen? So ein Wasserreich mit seinen wollüstigen Heimlichkeiten und verborgenen Schrecknissen mahnt an Venedig. Oder war Venedig selbst ein solches Reich, das zufällig, aus der Tiefe des adriatischen Meers, zur Oberwelt heraufgetaucht mit seinen Marmorpalästen, mit seinen delphinäugigen Curtisanen, mit seinen Glasperlen- und Corallenfabriken, mit seinen Staatsinquisitoren, mit seinen geheimen Ersäufungsanstalten,[1] mit seinem bunten Maskengelächter? Wenn einst Venedig wieder in die Lagunen hinabgesunken seyn mag, dann wird seine Geschichte wie ein Nixenmährchen klingen, und die Amme wird den Kindern von dem großen Wasservolk erzählen, das, durch Beharrlichkeit

Annmerkungen (Wikisource)

  1. Das Ertränken in nicht dem Fischfang dienenden Gewässern war eine der Hinrichtungsmethoden der 1539 begründeten venezianischen Staatsinquisition (Helmut Dumler: Venedig und die Dogen. Artemis und Winkler 2001. S. 29f.)


Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Elementargeister. Hamburg: Hoffmann und Kampe, 1837, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Salon_(Heine)_III_178.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)