Seite:Der Salon (Heine) III 202.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nordens[1]. An diese mahnen auch die drey wunderlichen Spinnerinnen, die uns aus alten Ammenmährchen bekannt sind; die eine hat einen Plattfuß, die andre einen breiten Daumen und die dritte eine Hängelippe. Hieran erkennt man sie immer, sie mögen sich verjüngt oder verältert präsentiren.

Ich kann nicht umhin hier eines Mährchens zu erwähnen, als dessen Schauplatz mir die rheinische Heimath wieder recht blühend und lachend in’s Gedächtniß tritt. Auch hier erscheinen drey Frauen, von welchen ich nicht bestimmen kann, ob sie Elementargeister sind oder Zauberinnen, nemlich Zauberinnen von der altheidnischen Observanz, die sich von der späteren Hexenschwesterschaft, durch poetischen Anstand, so sehr unterscheiden. Ganz genau habe ich die Geschichte nicht im Kopfe; wenn ich nicht irre wird sie in Schreibers rheinischen Sagen[2] aufs umständlichste erzählt. Es ist die Sage vom Wisperthale[3], welches

Annmerkungen (Wikisource)

  1. Nornen und Parzen waren Triaden von Schicksalsgöttinen. Den drei Nornen Urd („das Gewordene“), Verdandi („das Werdende“) und Skuld („das Werdensollende“) der germanischen Mythologie entsprechen die drei Parzen der römischen und die drei Moiren Klotho (die „Spinnerin“, die den Lebensfaden spinnt), Lachesis (die „Zuteilerin“, die dessen Länge bemisst) und Atropos (die „Unabwendbare“, die ihn schließlich durchtrennt) der griechischen Mythologie.
  2. Alois Wilhelm Schreiber: Auswahl der interessantesten Sagen aus den Gegenden des Rheins und des Schwarzwalds. (Engelmann, Heidelberg 1819) ist eine Auswahl aus Schreibers Handbuch für Reisende am Rhein von seinen Quellen bis Holland, in die schönsten anliegenden Gegenden und an die dortigen Heilquellen. (Engelmann, Heidelberg 1816. 4. Aufl. 1831). Dessen Abschnitt Volkssagen aus den Gegenden von Rhein und Taunus. enthält unter Nr. 8 Das Wispertal. Die Fassung bei Schreiber unterscheidet sich stark von Heines Fassung.
  3. Tal der Wisper, in dem vor allem in den Morgenstunden der Wisperwind auftritt.


Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Elementargeister. Hamburg: Hoffmann und Kampe, 1837, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Salon_(Heine)_III_202.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)