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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96

bemerkt oder ist der Alte vielleicht Ihnen gegenüber von anderer Seite verdächtigt worden?“

Dem Förster schoß unter dem auf ihn gerichteten, fast lauernden Blick die helle Glut ins Gesicht. Doch ohne langes Besinnen kam die Antwort:

„Jawohl, Herr Oberförster. Ich selbst habe bereits zweimal Schlingen aus dem Acker entfernt, habe auch Jaworski des öfteren gewarnt. Doch er erwiderte mir stets, daß er kein Wilddieb sei und daß er seine Drahtschlingen zu einem andern Zweck aufgestellt habe. Gestern noch sprach ich mit ihm darüber, als ich ihn im Walde zufällig traf, wo er gekauftes Brennholz abfuhr, sagte ihm auch bei dieser Gelegenheit, daß ich ihn zur Anzeige bringen müssen falls nochmals bei ihm derartiges Fanggerät gefunden würde. Ich habe aber bisher nie –“

„Sollten Sie wirklich diese lächerliche Erklärung, die Schlingen hätten einen anderen Zweck, geglaubt haben? – Welchen denn, wenn ich fragen dürfte?“ unterbrach Haase ihn ironisch.

„Ich kann darüber leider keine Auskunft geben, kann zu meiner Entschuldigung nur anführen, daß ich des öfteren in früher Morgenstunde den Kohlacker revidiert, aber nie ein Tier in der Schlinge gefunden habe. Als ich gestern nun auf den Alten sehr dringlich einredete und auch andeutete, daß es gerade für mich sehr unangenehm wäre, wenn er irgendwie mit den Gesetzen in Konflikt käme, beruhigte er mich und meinte wiederholt, er würde sich nur dem Herrn Oberförster selbst anvertrauen. Der Herr Oberförster möge ihn nur einmal gegen 8 Uhr morgens besuchen.“ – Haase zuckte nur ungläubig die Achseln.

„Ich bin wirklich neugierig, was der Alte mir für ein Märchen aufbinden will! – Nun, den Gefallen werde ich ihm aber trotzdem tun und hingehen, und zwar schon morgen. Auf dem Nachhausewege können Sie ihn ja benachrichtigen, damit ich ihn wenigstens antreffe und den Gang nicht vergeblich mache.“

Der Herr Oberförster drehte jetzt eine ganze Weile den Brief unschlüssig zwischen den Fingern hin

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Schlingensteller.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)