Seite:Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien-Lorinser-1845.pdf/17

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die übereilte Destillation eine Menge von rohen betäubenden Stoffen (Fusel) in das Getränk überging, und dieses auch im Kleinhandel nicht selten durch Schwefelsäure, spanischen Pfeffer und andere Dinge geschärft und noch mehr verdorben wurde.

Ich habe nicht nöthig, hier alle Uebel aufzuzählen, die aus dem Taumelkelch wie aus der Büchse Pandora’s hervorgegangen sind. Keine Feder ist im Stande, auch nur den Jammer und die Mißhandlungen der unglücklichen Weiber und Kinder zu schildern, deren Gatten und Väter Trunkenbolde gewesen. Die vielfachen Zerrüttungen der Seele und des Leibes, des Wohlstandes und des Familienlebens, die Verschlimmerung der Sitten und die hieraus entstandenen Laster und Verbrechen, die tiefe Entwürdigung, das ganze unermeßliche Elend konnte von jedem Sehenden beobachtet werden; wenngleich das Auge, selbst des Menschenfreundes, bei dem immer gleichen Anblick durch lange Gewöhnung abgestumpft wurde. Nur über Einiges, wobei mein Beruf und mein Geschäft zunächst betheiligt waren, mögen hier einige Worte folgen.

Es leidet keinen Zweifel, daß in Oberschlesien ein nicht unbeträchtlicher Theil der jetzigen Generation im Zustande der Trunkenheit gezeugt, und schon im Mutterleibe durch Branntwein vergiftet worden ist. Das allgemeine Naturgesetz, wonach der Apfel nicht weit vom Stamme fällt, obgleich mit vieler Einschränkung zu verstehen, wird ohne weitere Bemerkung erkennen lassen, daß ein solcher