Seite:Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien-Lorinser-1845.pdf/24

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Unglücks erwogen, und dabei einerseits die Schwäche der menschlichen Natur, den Stumpfsinn und die Gebrochenheit des Willens, so wie andererseits die unwiderstehliche Macht der Gewohnheit und Leidenschaft, und die unzähligen Gelegenheiten und Anlasse zur Verlockung und Befriedigung des sinnlichen Triebes gewürdigt hatte, der mußte vernünftiger Weise eine langsame Veränderung dieses Zustandes kaum für wahrscheinlich, eine schnelle für unmöglich halten. Die Kanzelredner und Beichtväter hatten es von jeher an Ermahnungen nicht fehlen lassen, und besonders zu gewissen Zeiten mit großem Nachdruck, im Ganzen aber vergebens wider die Trunksucht geeifert; die Philanthropen waren noch weniger im Stande gewesen, sich Gehör zu verschaffen, und die Polizei hatte vollauf mit den Verwüstungen des reißenden Stromes zu thun, vermochte aber diesen weder einzudämmen noch in seinen Quellen zu verstopfen. Der Unterricht in den Schulen, die unentgeldliche Vertheilung von Branntweinschriften, unter welchen die vom Pastor Liebetrut hier auch in’s Polnische übersezt worden war, das Posener Centralblatt für die Enthaltsamkeitssache, und selbst die wirklichen in zwei oder drei Städten etablirten Mäßigkeitsvereine, die nur aus wenigen und meistens nüchternen Mitgliedern bestanden, hatten nichts gefruchtet, und leztere sich bald wieder aufgelöst. Was konnte die Regierung thun? – Es wäre eben so thöricht, ihr die Macht zur Vertilgung eines solchen Uebels zuzumuthen, als es ungerecht wäre, sie für