Seite:Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien-Lorinser-1845.pdf/38

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zerstörende des Todes siegt, und ein Extrem das andre selbst hervorruft, so müßte auch eine solche Analogie als völlig unpassend zurückgewiesen werden, sobald man sich nur erinnert, daß die Trunksucht kein schnell verlaufendes Fieber, sondern in Wahrheit ein chronisches Leiden darstellt, bei welchem eine eigentliche Krisis im pathologischen Sinne nicht stattfinden kann. Nach meiner Erfahrung ist auch eine physische Uebersättigung noch niemals im Stande gewesen, einen Säufer zu bessern, weil eben Keiner des Branntweins auf diese Weise überdrüßig geworden. Beispiele vom Gegentheil werden sich kaum an Individuen, geschweige an einer großen Volksmenge nachweisen lassen. Es hat sich überhaupt noch niemals ereignet, daß ein ganzes Volk durch rein verständige Vorstellungen und physische Mittel von der Trunksucht befreit worden wäre. Um daher den Ursprung, die Kraft und den Fortgang des außerordentlichen Phänomens in Oberschlesien zu verstehen, reichen jene gesuchten Erklärungen nicht aus; mit trivialen oder oberflächlichen Gründen befriedigt sich kein denkender Geist, und die Erfahrung steht ihnen nicht zur Seite, denn sie hat früher nichts Aehnliches dargeboten. Eine höhere Potenz muß diese Sache beherrscht, und ihren Fortschritt gesichert haben. Dafür sprechen auch die vielen besiegten Hindernisse und Schwierigkeiten, die sich ihr entgegengestellt, so wie die Beschaffenheit der Werkzeuge, die das ganze Ergebniß vermittelt haben.