Seite:Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien-Lorinser-1845.pdf/56

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der zweiten Hälfte desselben Monats hatte der Landrath zu Beuthen der Regierung angezeigt, daß bereits in seinem Kreise die Zahl der Enthaltsamen mindestens 40,000 betrage. Unter den Arbeitern habe ein ganz anderes Leben begonnen, und die Herren seien jezt zufrieden mit ihnen. In der Kreisstadt, wo jährlich 8 bis 10,000 Eimer Spiritus abgesezt wurden, stehen die Schänken leer, und Ruhe sei in den Straßen eingekehrt. Man erblicke in Wahrheit keinen Trunkenen mehr, und lasse sich einer sehen, so werde er verspottet und verhöhnt. Auch auf den materiellen Wohlstand werde die Sache von großem Einfluß sein. Großes sei schon erreicht, noch Größeres werde erreicht werden; möchte auch die Hälfte der Bekehrten wieder rückfällig werden. – Zwei Tage später meldete der Landrath des Rybniker Kreises, daß zu Ostern unter der katholischen Bevölkerung eine fast durchgängige Bekehrung der ärgsten Trunkenbolde bewirkt worden sei. Ein kurzer Zeitraum habe genügt, um 50,000 Säufer zu den nüchternsten Unterthanen S. M. des Königs zu machen. – Die Bürger von Rybnik, wo mehr als 7000 Männer und Frauen, Städter und Landleute das Gelöbniß abgelegt hatten, richteten an ihre Geistlichkeit eine öffentliche Dankaddresse, worin sie bezeugen, daß auch der evangelische Pastor sich rühmlich der Sache angenommen habe. In einigen andern Orten und Kreisen ist dieses Beispiel nachgeahmt, und von den Pastoren mit mehr oder weniger Erfolg Enthaltsamkeit gepredigt worden.