Seite:Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien-Lorinser-1845.pdf/78

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sorgfältiger Untersuchung nirgend bestätigt gefunden. Der Judenhaß ist weder gepredigt, noch wirklich erregt worden, wie lezteres schon der Mangel jedes Beispiels, daß eine Regung sich thätlich geäußert hätte, hinlänglich erweist. – Zu entschuldigen ist es, wenn Viele, die den Branntweindebit gewerbmäßig betrieben, und die nun plötzlich ihre Nahrungsquelle versiegt sehen, der Sache der Enthaltsamkeit abhold sind, und sie in anderem Lichte erblicken, als der unbefangene Beobachter. Wenn aber bei der Umstimmung des Volkes sich Angst und Schrecken der Branntweinschänker bemächtigte, wenn sie sich Befürchtungen überließen die, – zur Ehre Oberschlesiens, und ungeachtet der Vorgänge in andern Landestheilen, die sich für weit höher stehend erachten – noch nirgend verwirklicht worden sind, so mag man darin immerhin das Walten der Nemesis erkennen. Denn schuldlos ist wohl eine große Anzahl der Schänker nicht, an der traurigen auf’s Aeußerste getriebenen Demoralisation des Volkes durch die Zaubermacht der Branntweinflasche, und an dem traurigen Zustande, der es endlich in den heroischen Kampf gegen Gewohnheit und Leidenschaft drängte, und den schwersten aller Siege, den Sieg über sich selbst, zur rühmlichen Folge hatte. – Das Wunderbare des Totaleffectes kann (durch Witzworte und Anekdoten von Schalkstreichen) nicht verdunkelt werden – nicht die Thatsache widerlegt, daß unter Hunderttausenden, welche dem gebrannten Wasser feierlich entsagten, sich bis jezt äußerst wenige Ab- und