Seite:Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien-Lorinser-1845.pdf/81

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

daß durch die gänzliche Enthaltsamkeit von Branntwein in Oberschlesien viele Menschen in Nervenschwäche, Zittern und Wahnsinn verfallen, Manche wohl auch das Gelöbniß mit dem Tode bezahlen würden. Nur der Gedanke, daß diese Nachwehen der Trunksucht theils von selbst vorübergehen, theils auch geheilt werden können, und am Ende ein Sterben im Zustande der Nüchternheit immer noch einem plötzlichen Tode in der Trunkenheit vorzuziehen sei, vermochte mich einigermaßen über diesen Punct zu beruhigen. Jezt aber muß ich unumwunden bekennen, daß meine Befürchtungen nicht in Erfüllung gingen. Und daß dieses nicht geschah, erhöht bei mir noch mehr das Wunderbare des Ereignisses, und beweist in jedem Falle, welche große Macht eine ächte Begeisterung selbst auf die Natur und die Gewohnheit des Körpers zu üben im Stande ist. Zwar sind nicht Alle verschont geblieben von Reactionen des Nervenlebens, dem der gewohnte tägliche Reiz so plötzlich entzogen wurde; allein diese Krankheitserscheinungen haben sich im Ganzen so selten ereignet, daß sie kaum in Betracht zu ziehen sind. In den meisten Orten und Gegenden hat man von Erkrankungen in Folge der Entsagung nicht das Geringste gehört noch gesehn; hier und da ist bei Einzelnen eine gewisse Unruhe und Reizbarkeit zum Vorschein gekommen, die sich aber bald wieder verloren; Andere haben sich einige Tage lang schwach und zitternd verhalten, bei Wenigen hat dieses Zittern sich zum Delirium potatorum gesteigert; kein Einziger ist meines