Seite:Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien-Lorinser-1845.pdf/83

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und seinem Gelöbniß hat er bis jezt unverbrüchlich nachgelebt. Andere dagegen sind merkwürdiger Weise nach erfolgter Entsagung von einem so großen Widerwillen und Abscheu gegen den Branntwein befallen worden, daß sie denselben im eigentlichen Sinne nicht mehr riechen konnten, ohne sich übel zu befinden. Einer der größten Säufer z. B., der in Gr. Chelm seine Wirthschaft verkauft und sich planmäßig vorgenommen hatte, das erhaltene Geld zu vertrinken, wollte lange von einem Gelübde nichts hören, erschien aber endlich in der Kirche, um es abzulegen. Der Pfarrer ist über die kaum erwartete Bekehrung so gerührt, daß er dem Gelobenden in einer besonderen Anrede dazu Glück wünscht, und in seiner Freude sich nicht enthalten kann, ihn am Altar mit einem Kuß zu umarmen. An demselben Tage ist der Mann genöthigt in’s Wirthshaus zu gehen, und ohne daselbst nur einen Tropfen zu trinken, fällt er nach kurzer Zeit unter Krämpfen zu Boden. Er selbst hat versichert, daß in dem Augenblick, als die Jüdin Branntwein an ihm vorübergetragen, ein so unbeschreiblicher Ekel sich seiner bemächtigt habe, daß er außer Stande gewesen, sich länger auf den Füßen zu halten.

Wie im Nervensystem weder eine Stumpfheit der Sinne, noch eine Abnahme der Empfindung und Bewegung dauernd zurückgeblieben, vielmehr in kurzer Zeit ein freieres und regeres Leben hervorgetreten ist, so hat auch im Gebiet der Ernährung kein bleibender Nachtheil oder