Seite:Der Stechlin (Fontane) 013.jpg

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von Blumen eingefaßt, eine kleine Fontäne plätscherte. Rechts daneben lief ein sogenannter Poetensteig, an dessen Ausgang ein ziemlich hoher, aus allerlei Gebälk zusammengezimmerter Aussichtsturm aufragte. Ganz oben eine Plattform mit Fahnenstange, daran die preußische Flagge wehte, schwarz und weiß, alles schon ziemlich verschlissen.

     Engelke hatte vor kurzem einen roten Streifen annähen wollen, war aber mit seinem Vorschlag nicht durchgedrungen. „Laß. Ich bin nicht dafür. Das alte Schwarz und Weiß hält gerade noch; aber wenn du was rotes dran nähst, dann reißt es gewiß.“

     Die Pfeife war ausgegangen, und Dubslav wollte sich eben von seinem Platz erheben und nach Engelke rufen, als dieser vom Gartensaal her auf die Veranda heraustrat.

     „Das ist recht, Engelke, daß du kommst… Aber du hast da ja was wie ’n Telegramm in der Hand. Ich kann Telegramms nicht leiden. Immer is einer dod, oder es kommt wer, der besser zu Hause geblieben wäre.“

     Engelke griente. „Der junge Herr kommt.“

     „Und das weißt du schon?“

     „Ja, Brose hat es mir gesagt.“

     „So, so. Dienstgeheimnis. Na, gieb her.“

     Und unter diesen Worten brach er das Telegramm auf und las: „Lieber Papa. Bin sechs Uhr bei dir. Rex und von Czako begleiten mich. Dein Woldemar.“

     Engelke stand und wartete.

     „Ja, was da thun, Engelke?“ sagte Dubslav und drehte das Telegramm hin und her. „Und aus Cremmen und von heute früh,“ fuhr er fort. „Da müssen sie also die Nacht über schon in Cremmen gewesen sein. Auch kein Spaß.“

     „Aber Cremmen is doch soweit ganz gut.“

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin 1899, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_013.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)