Seite:Der Stechlin (Fontane) 123.jpg

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auch umgekehrt, das ist eine kleine Reise. Dazu kommt noch, daß wir vor unserm Hallischen Thor eigentlich gar nichts haben, bloß die Kirchhöfe, das Tempelhofer Feld und das Rotherstift.“

     „Aber ihr habt doch die Pferdebahn, wenn ihr irgendwo hin wollt. Beinah’ muß ich sagen leider. Denn es giebt mir immer einen Stich, wenn ich mal in Berlin bin, so die Offiziere zu sehen, wie sie da hinten stehen und Platz machen, wenn eine Madamm aufsteigt, manchmal mit ’nem Korb und manchmal auch mit ’ner Spreewaldsamme. Mir immer ein Horreur.“

     „Ja, die Pferdebahn, liebe Tante, die haben wir freilich, und man kann mit ihr in einer halben Stunde bis in Czakos Kaserne. Der weite Weg ist es auch eigentlich nicht, wenigstens nicht allein, weshalb ich Czako so selten sehe. Der Hauptgrund ist doch wohl der, er paßt nicht so ganz zu uns und eigentlich auch kaum zu seinem Regiment. Er ist ein guter Kerl, aber ein Äquivokenmensch und erzählt immer Nachmitternachtsgeschichten. Wenn man ihn allein hat, geht es. Aber hat er ein Publikum, dann krabbelt es ihn ordentlich, und je feiner das Publikum ist, desto mehr. Er hat mich schon oft in Verlegenheit gebracht. Ich muß sagen, ich hab’ ihn sehr gern, aber gesellschaftlich ist ihm Rex doch sehr überlegen.“

     „Ja, Rex; natürlich. Das hab’ ich auch gleich bemerkt, ohne mir weiter Rechenschaft darüber zu geben. Du wirst es aber wissen, wodurch er ihm überlegen ist.“

     „Durch vieles. Erstens, wenn man die Familien abwägt. Rex ist mehr als Czako. Und dann ist Rex Kavallerist.“

     „Aber ich denke, er ist Ministerialassessor.“

     „Ja, das ist er auch. Aber nebenher, oder vielleicht noch darüber hinaus, ist er Offizier, und sogar in unsrer Dragonerbrigade.“

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: , 1899, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_123.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)