Seite:Der Stechlin (Fontane) 134.jpg

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nicht dabei. Was können Sie da groß verlangen? Ich habe, wenn Sie das Wort gelten lassen wollen, ’ne Panoptikumbildung.“

     Rex lachte. „Nun, gleichviel. Also der Graf, der die ältere Comtesse Barby heiratete, hieß Ghiberti. Seiner Ehe fehlten indes durchaus die Himmelsthüren, – so viel läßt sich mit aller Bestimmtheit sagen. Und deshalb kam es zur Scheidung. Ja, mehr, die scharmante Frau (‚scharmant‘ ist übrigens ein viel zu plebejes und minderwertiges Wort) hat in ihrer Empörung den Namen Ghiberti wieder abgetan, und alle Welt nennt sie jetzt nur noch bei ihrem Vornamen.“

     „Und der ist?“

     „Melusine.“

     „Melusine? Hören Sie, Rex, das läßt aber tief blicken.“

* * *

     Unter diesem Gespräch waren sie bis an den Cremmer Damm herangekommen. Es dunkelte schon stark, und ein Gewölk, das am Himmel hinzog, verbarg die Mondsichel. Ein paarmal indessen trat sie hervor, und dann sahen sie bei halber Beleuchtung das Hohenlohedenkmal, das unten im Luche schimmerte. Hinunterzureiten, was noch einmal flüchtig in Erwägung gezogen wurde, verbot sich, und so setzten sie sich in einen munteren Trab und hielten erst wieder in Cremmen vor dem Gasthause zum „Markgrafen Otto“. Es schlug eben neun von der Nikolaikirche.

     Drinnen war man bald in einem lebhaften Gespräch, in dem sich Rex über die in der Stadt herrschende Gesinnung und Kirchlichkeit zu unterrichten suchte. Der Wirt stellte der einen wie der andern ein gleich gutes Zeugnis aus und hatte die Genugthuung, daß

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: , 1899, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_134.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)