Seite:Der Stechlin (Fontane) 234.jpg

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ihm hier ausnahmsweise unrecht. Er sprach überhaupt nicht über mich, sondern über sich und machte mir dabei seine Konfessions. Er gestand mir beispielsweise, daß er sich unglücklich fühle.“

     „Warum?“

     „Weil er in Quaden-Hennersdorf deplaciert sei.“

     „Deplaciert. Das ist auch solch Wort; das kenn’ ich. Wenn man durchaus will, ist jeder deplaciert, ich, Sie, Krippenstapel, Engelke. Ich müßte Präses von einem Stammtisch oder vielleicht auch ein Badedirektor sein, Sie Missionar am Kongo, Krippenstapel Kustos an einem märkischen Museum, und Engelke, nun der müßte gleich selbst hinein, Nummer hundertdreizehn. Deplaciert! Alles bloß Eitelkeit und Größenwahn. Und dieser Koseleger mit dem Konsistorialratskinn! Er war Galopin bei ’ner Großfürstin; das kann er nicht vergessen, damit will er’s nun zwingen, und in seinem Ärger und Unmut spielt er sich auf den Charakter aus und versteigt sich, wie Sie sagen, bis zu Konfessions und Gewagtheiten. Und wenn er nun reüssierte (Gott verhüt’ es), so haben Sie den Scheiterhaufenmann comme il faut. Und der erste, der ’rauf muß, das sind Sie. Denn er wird sofort das Bedürfnis spüren, seine Gewagtheiten von heute durch irgend ein Brandopfer wieder wett zu machen.“

     Unter diesem Gespräche waren sie schließlich aus dem Walde heraus und näherten sich einem beinah’ meilenlangen und bis an den Horizont sich ausdehnenden Stück Bruchland, über das mehrere mit Kropfweiden und Silberpappeln besetzte Wege strahlenförmig auf Rheinsberg zuliefen. Alle diese Wege waren belebt, meist mit Fußgängern, aber auch mit Fuhrwerken. Eins davon, aus gelblichem Holz, das hell in der Sonne blinkte, war leicht zu erkennen.

     „Da fährt ja Katzler,“ sagte Dubslav. „Überrascht mich beinah’. Es ist nämlich, was Sie vielleicht

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_234.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)