Seite:Der Stechlin (Fontane) 291.jpg

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mal zu Pastor Lorenzen und sag ihm, ich ließ ihn bitten. Aber sage nichts von dem Brief; ich will ihn überraschen. Du bist mitunter ’ne alte Plappertasche.“

* * *

     Schon nach einer halben Stunde war Lorenzen da.

     „Haben befohlen…“

     „Haben befohlen. Ja, das ist gerade so das Richtige; sieht mir ähnlich… Nun, Lorenzen, schieben Sie sich mal ’nen Stuhl ’ran, und wenn Engelke nicht geplaudert hat (denn er hält nicht immer dicht), so hab’ ich eine richtige Neuigkeit für Sie. Woldemar ist nach England…“

     „Ah, mit der Abordnung.“

     „Also wissen Sie schon davon?“

     „Nein, ausgenommen das eine, daß eine Deputation oder Gesandtschaft beabsichtigt sei. Das las ich und dabei hab’ ich dann freilich auch an Woldemar gedacht.“

     Dubslav lachte. „Sonderbar. Engelke hat sich so was gedacht, Lorenzen hat sich auch so was gedacht. Nur der eigne Vater hat an gar nichts gedacht.“

     „Ach, Herr von Stechlin, das ist immer so. Väter sind Väter und können nie vergessen, daß die Kinder Kinder waren. Und doch hört es mal auf damit. Napoleon war mit zwanzig ein armer Leutnant und an Ansehn noch lange kein Stechlin. Und als er so alt war, wie jetzt unser Woldemar, ja, da stand er schon zwischen Marengo und Austerlitz.“

     „Hören Sie, Lorenzen, Sie greifen aber hoch. Meine Schwester Adelheid wird sich Ihnen übrigens wohl anschließen und von heut’ ab eine neue Zeitrechnung datieren. Ich nehm’ es ruhiger, trotzdem ich einsehe, daß es nach großer Auszeichnung schmeckt. Und ist er wieder zurück, dann wird er auch allerlei Gutes

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_291.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)