Seite:Der Stechlin (Fontane) 362.jpg

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     „Ja, kalt ist es, Frau Gräfin. Aber mit der Kälte, na, das ging’ am Ende noch, und der viele Staub, der oben liegt, das ginge vielleicht auch noch; Staub wärmt. Und die Dachtraufen und Wetterhähne thun auch keinem Menschen was…“

     „Aber was ist denn sonst noch?“

     „Ach, ich meine bloß die verdammten Dinger, die Spinnen…“

     „Um Gottes willen, Spinnen?“ erschrak Melusine.

     „Ja, Spinnen, Frau Gräfin. Aber so ganz schlimme sind nich dabei. Solche mit ’m Kreuz oben hab’ ich bei uns noch nicht gesehn. Bloß solche, die Schneider heißen.“

     „Ach, das sind die, die die langen Beine haben.“

     „Ja, lange Beine haben sie. Aber sie thun einem nichts. Und eigentlich sind es sehr ängstliche Tiere und verkriechen sich, wenn sie hören, daß aufgeschlossen wird, und bloß wenn Krippenstapel kommt, dann kommen sie alle ’raus un kucken sich um. Krippenstapeln, den kennen sie ganz gut, und ich hab’ auch mal gesehn, daß er ihnen Fliegen mitbringt, und machen sich dann gleich drüber her.“

     „Aber das ist ja grausam. Ist es denn ein guter Mensch?“

     „O, sehr gut, Frau Gräfin. Und als ich ihm mal so was sagte, sagte er: ‚Ja, Engelke, das is nu mal so; einer frißt den andern auf‘.“

     Das Gespräch setzte sich noch eine Weile fort; dann sagte Melusine: „Nun, Engelke, ist es aber wohl die höchste Zeit für das Museum, sonst komm’ ich zu spät und seh’ und höre gar nichts mehr. Ich bin nun auch wieder warm geworden.“ Dabei erhob sie sich und stieg die Doppeltreppe hinauf und klopfte. Sie wollte nicht gleich eintreten.

     Auf ihr Klopfen wurde sehr bald von innen her geöffnet, und Krippenstapel, mit der Hornbrille, stand vor ihr. Er verbeugte sich und trat zurück, um den Platz

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_362.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)