Seite:Der Stechlin (Fontane) 423.jpg

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in den man hineingeschoben wird. Und da hockt man denn, wie die Indianer hocken, und die Dämpfe steigen siedeheiß von unten herauf. Wer da nicht wieder zustande kommt, der kann überhaupt einpacken. Übrigens will ich für meine Person gleich mit hineinkriechen. Denn das darf ich wohl sagen, wer so fünfunddreißig Jahre lang durch Kreis Gransee hin und her kutschiert ist, mitunter bei Ostwind, der hat sich sein Gliederreißen ehrlich verdient. Sonderbar, daß der Hauptteil davon auf meine Frau gefallen ist.“

     „Ja, Sponholz, in einer christlichen Ehe…“

     „Freilich, Herr Major, freilich. Wiewohl das mit ‚christlicher Ehe‘ auch immer bloß so so ist. Da hatten wir, als ich noch Militär war, einen Compagniechirurgus, richtige alte Schule, der sagte, wenn er von so was hörte: ‚Ja, christliche Ehe, ganz gut, kenn’ ich. Is wie Schinken in Burgunder. Das eine is immer da, aber das andere fehlt.‘“

     „Ja,“ sagte Dubslav, „diese richtigen alten Compagniechirurgusse, die hab’ ich auch noch gekannt. Blutige Cyniker, jetzt leider ausgestorben… Und in solchem Pfäfferschen Backofen wollen Sie sechs Wochen zubringen?“

     „Nein, Herr von Stechlin, nicht so lange. Bloß vier, höchstens vier. Denn es strengt sehr an. Aber wenn man nu doch mal da ist, ich meine in der Schweiz und da herum, wo sie stellenweise schon italienisch sprechen, da will man doch schließlich auch gern in das gelobte Land Italia hineinkucken. Und da haben wir denn also, meine Frau und ich, vor, von diesem Pfäffers aus erst noch durch die Viamala zu fahren, den Splügen hinauf oder auf irgend einen andern Paß. Und wenn wir dann einen Blick in all die Herrlichkeit drüben hinein gethan haben, dann kehren wir wieder um, und ich für meine Person ziehe mir wieder meinen grauen Mantel an (denn

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_423.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)