Seite:Der Stechlin (Fontane) 425.jpg

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ein richtger Lindwurm oder so was ähnliches aus der sogenannten Zeit der Saurier, also so weit zurück, daß selbst der älteste Adel, (die Stechline mit eingeschlossen,) nicht dagegen ankann, und dies Biest, als der herankommende Zug eben den Fluß passieren wollte, war mit seinem aufgesperrten Rachen bis dicht an die Menschen und die Brücke heran, und ich kann Ihnen bloß sagen, Sponholz, mir stand, als ich das sah, der Atem still, weil ich deutlich fühlte, nu noch einen Augenblick, dann schnappt er zu und die ganze Bescherung is weg.“

     „Ja, Herr von Stechlin, da hat man bloß den Trost, daß die Saurier, so viel ich weiß, seitdem ausgestorben sind. Aber meiner Frau will ich diese Geschichte doch lieber nicht erzählen; die kriegt nämlich mitunter Ohnmachten. In Doktorhäusern ist immer was los.“

     Dubslav nickte.

     „Und nur das eine möcht’ ich Ihnen noch sagen, Herr von Stechlin, mit der Digitalis immer ruhig so weiter, und wenn der Appetit nicht wieder kommt, lieber nur zweimal täglich. Und nie mehr als zehn Tropfen. Und wenn Sie sich unpaß fühlen, mein Stellvertreter ist von allem unterrichtet. Er wird Ihnen gefallen. Neue Schule, moderner Mensch; aber doch nicht zu viel davon (so wenigstens hoff’ ich) und jedenfalls sehr gescheit. An seinem Namen, – er heißt nämlich Moscheles, – dürfen Sie nicht Anstoß nehmen. Er ist aus Brünn gebürtig und da heißen die meisten so.“

     Der Alte drückte mit allem seine Zustimmung aus, auch mit dem Namen, trotzdem dieser ihm quälende Erinnerungen weckte. Schon vor etlichen fünfzig Jahren habe er Musikstücke spielen müssen, die alle auf den Namen „Moscheles“ liefen. Aber das wolle er den Insichtstehenden nicht weiter entgelten lassen.

     Und nach diesen beruhigenden Versicherungen empfahl

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_425.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)