Seite:Der Stechlin (Fontane) 430.jpg

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und aus Ihrer eigenen Stechliner Schule sind mir Klagen kirchlich gerichteter Eltern über solche Dinge zugegangen. Allerdings Altlutheraner aus der Globsower Gegend. Indessen so lästig diese Leute zu Zeiten sind, so haben sie doch andrerseits den Ernst des Glaubens und finden, wie sie sich in einem Skriptum an mich ausgedrückt haben, in der Krippenstapelschen Lehrmethode diesen Ernst des Glaubens arg vernachlässigt.“

     Dubslav wiegte den Kopf hin und her, und hätte trotz allen Respekts vor dem Vertreter einer kirchlichen Behörde wahrscheinlich ziemlich scharf und spitz geantwortet, wenn ihm nicht alles, was er da hörte, gleichzeitig in einem heiteren Licht erschienen wäre. Krippenstapel, sein Krippenstapel, er, der den alten Fritzen so gut wie den Katechismus, aber den Katechismus auch reichlich so gut wie den alten Fritzen kannte, – Krippenstapel, sein großartiger Bienenvater, sein korrespondierendes Mitglied märkisch-historischer Vereine, die Seele seines ‚Museums‘, sein guter Freund, dieser Krippenstapel sollte den ‚Ernst des Glaubens‘ verkannt haben, bei ihm sollte der Seminaristenhochmut zu gemeingefährlichem Ausbruch gekommen sein. Wohl entsann er sich, in eigenster Person (was ihn in diesem Augenblick ein wenig verstimmte) gelegentlich sehr ähnliches gesagt zu haben. Aber doch immer nur scherzhaft. Und wenn zwei dasselbe thun, so ist es nicht mehr dasselbe. Traf dieser Satz je zu, so hier. Er erhob sich also mit einiger Anstrengung von seinem Platz, ging auf Koseleger zu, schüttelte ihm die Hand und sagte: „Herr Superintendent, so wie Sie’s da sagen, so kann es nicht sein. Von richtigen Altlutheranern giebt es hier überhaupt nichts, und am wenigsten in Globsow; die glauben sozusagen gar nichts. Ich wittere da was von Intrigue. Da stecken andere dahinter. Bei meinem alten Baruch ist der Pferdefuß ’rausgekommen, aber bei meinem alten Krippenstapel

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_430.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)