Seite:Der Stechlin (Fontane) 440.jpg

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anfaßt, immer grad’ in der Mitte. Und dazu auch noch ’nen roten Schlips.“

     „Es sind aber schwarze Käfer drin.“

     „Ja, die sind drin, aber ganz kleine. Das machen sie so, damit es nicht jeder gleich merkt, wes Geistes Kind so einer ist, und wohin er eigentlich gehört. Aber ich merk’ es doch, auch wenn er an Kaiser Wilhelms Geburtstag mit ’ner papiernen Kornblume kommt. Also du sagst ihm, ich sei nicht da.“

     Engelke widersprach nicht, hatte jedoch so seine Gedanken dabei. „Der alte Doktor ist weg und den neuen will er nicht. Un den aus Wutz will er auch nich, weil der so viel mit der Domina zusammenhockt. Un dabei kommt er doch immer mehr ’runter. Er denkt: ‚Es is noch nich so schlimm.‘ Aber es is schlimm. Is genau so wie mit Bäcker Knaack. Un Kluckhuhn sagte mir schon vorige Woche: ‚Engelke, glaube mir, es wird nichts; ich weiß Bescheid.‘ “

* * *

     Das war am Montag. Am Freitag fuhr Moscheles wieder vor und verfärbte sich, als Engelke sagte, ‚der gnäd’ge Herr sei nicht da‘.

     „So, so. Nicht da.“

     Das war doch etwas stark. Moscheles stieg also wieder auf seinen Wagen und bestärkte sich, während er nach Gransee zurückfuhr, in seinen durchaus ablehnenden Anschauungen über den derzeitigen Gesellschaftszustand. „Einer ist wie der andre. Was wir brauchen, is ein Generalkladderadatsch, Krach, tabula rasa.“ Zugleich war er entschlossen, von einem erneuten Krankenbesuch abzustehen. „Der gnäd’ge Herr auf, von und zu Stechlin kann mich ja rufen lassen, wenn er mich braucht. Hoffentlich unterläßt er’s.“

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_440.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)